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Ausgabe: Dezember 2021

Renaturierungsverein Padenstedt

Da wir in diesem Jahr viele hinzugezogene Bürger in Padenstedt begrüßen konnten, möchte ich vorweg eine kurze Zusammenfassung zum Renaturierungsverein voranstellen. Wie überall in Schleswig-Holstein wird unsere Kulturlandschaft auch im Bereich der Gemeinde Padenstedt seit Jahrhunderten von Menschen gestaltet, genutzt aber auch gepflegt. Gerade in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts stand aber die intensive landwirtschaftliche Nutzung deutlich im Vordergrund. Die Begradigung der Stör gegen Ende der 50-ziger Jahren ist ein Paradebeispiel hierfür. Inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden. Das Bedürfnis nach Informationen bzgl. der Landschaft vor der Haustür hat stark zugenommen.

Ansicht der Stör im Bereich der Einmündung des Aalbeks

Seit seiner Gründung im Jahr 1990 greift der Renaturierungsverein Padenstedt diesen Gedanken auf und gibt Interessierten die Möglichkeit, eine naturnahe Landschaft vor Ort mitzugestalten. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Renaturierung des Störtals und den angrenzenden Gebieten im Bereich der Gemeinde Padenstedt. So konnte, um ein Beispiel zu nennen, auf den vereinseigenen Flächen die Begradigung der Stör in einigen Bereichen wieder rückgängig gemacht werden, so dass sich der Fluss sein Bett hier wieder selbst graben kann. Parallel entstanden zahlreiche Biotope zur Ansiedlung von Eisvogel, Frosch- und Fledermausarten. In diesem Zusammenhang legen wir großen Wert auf die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Landwirten und Jägern, von denen viele auch Vereinsmitglieder geworden sind. Gerade diese Zusammenarbeit ist eine tragende Säule für den Erfolg des Vereins.

Innenansicht aus dem Museum

Ein zweites Standbein des Vereins bildet das im Jahr 2002 gegründete Naturkundemuseum, in dem rund 300 überwiegend heimische Tierarten ausgestellt sind. Tierpräparate zahlreicher Vogelarten, Wildschweine, Rehe, Füchse und auch seltene Tierarten werden in ihrem Lebensraum gezeigt. Ein kleines Bienenmuseum sowie mehrere Herbarien sind ebenfalls zu besichtigen. Führungen werden auf Anfrage und nach den geltenden Corona-Regeln angeboten.

Auch in diesem Jahr hat das Coronavirus stark den Ablauf des Vereinslebens in vielen Bereichen massiv beeinflusst, so dass wiederum viele geplante Aktivitäten, nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden konnten. So gab es zum Beispiel nur ein kurzes Zeitfenster für einige Führungen durch unser Museum.

Am 19. September fand ein Frühschoppen auf dem weitläufigen Gelände von Dirk Sieling unter freiem Himmel statt. Von den Vereinsmitgliedern waren circa 60 Personen anwesend und es entwickelte sich eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Die Anwesenden genossen es sichtlich, sich nach langer Zeit wieder einmal von Angesicht zu Angesicht unterhalten zu können. Das Wetter hielt sich zum Glück und der angekündigte Regen verschob sich auf den späten Nachmittag, so dass alle trockenen Fußes nach Hause kamen.

Die Teilnahme am Basar am Volkstrauertag erfolgte in gewohnter Manier mit unserem Stand an seinem „angestammten“ Platz. Neben den Futterhäusern wurden Nistkästen und Insektenhotels in unterschiedlichen Größen angeboten. Die Resonanz war sehr gut und es entwickelten sich viele interessante Gespräche über den Naturschutz vor Ort.

Biotope im Bereich des Heischgrabens

Auf unseren Flächen am Heisch wartet in diesem Winter einiges an Arbeit auf uns. So haben Bisamratten mehrere Verbindungen von den Teichen zum Heischgraben errichtet. Dadurch nimmt der Wasserstand in den Teichen stark ab. Um dies in Zukunft zu verhindern, soll eine Absperrung parallel zwischen den Teichen und dem Graben gezogen werden. Am Heischgraben müssen die Erlen wieder einmal abgenommen werden um die Beschattung zu reduzieren. Regelmäßiges Mulchen sowie extensive Beweidung und regelmäßiges Mähen der Lichtung zahlen sich inzwischen aus: Das dort zuvor massiv auftretende Jakobskraut wird immer mehr zurückgedrängt.

Der Lebensraum für Insekten wurde in den letzten Jahrzehnten in großem Maßstab eingeschränkt. Die Gründe dafür sind bekannt: Die intensive Landwirtschaft, naturferne Gärten und öffentliche Parkanlagen, die Versiegelung mit Asphalt und Beton (täglich ca. 60 Hektar) -um nur einige zu nennen- führten und führen zur Entwertung und zur Verinselung der Lebensräume. Möchte man dem entgegensteuern, ist es schon im eigenen Garten und selbst auf dem Balkon in der Stadt möglich, eine kleine Oase für Insekten zu schaffen und damit deren Lebensraum wieder zu vergrößern. Denn jeder Quadratmeter zählt! Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Blühzeiten bieten Insekten auch über einen langen Zeitraum Nahrung. Mit Frühlingsboten wie Schneeglöckchen, Krokussen und Narzissen beginnt die Saison schon im Februar; und mit Astern, ungefüllten Dahlien, Herbst-Anemonen, Sonnenblumen oder der winterharten, mehrjährigen Fetthenne wird auch der Herbst bunt und bietet Insekten, gerade auch Bienen, eine letzte Nahrungsquelle vor dem Winter.

Eine ganze Reihe von Blütenpflanzen produzieren entweder keinen oder nur in sehr geringem Ausmaß Pollen und Nektar und bieten daher Insekten keine Nahrung. Dazu zählen etwa Gartentulpen, Gartenstiefmütterchen, Forsythien und typische Zierpflanzen mit gefüllten Blüten wie etwa Chrysanthemen, Stockrosen oder die als Balkonpflanze beliebte Geranie. Möchte man hier Nahrungsquellen für Insekten schaffen, könnte man ergänzend „bienenfreundliche“ Pflanzen wie Lavendel, Glockenlumen, Schafgarbe, Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse, Kornblumen, Wilde Malve, aber auch blühende Kräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin, Oregano oder Majoran anpflanzen. Allerdings ist nicht jede bienenfreundliche Pflanze auch für Schmetterlinge attraktiv, die aufgrund ihrer Rüssellänge an ganz bestimmte Blütenarten angepasst sind. Geeignete Nektarpflanzen sind hier beispielsweise Bartblumen, Blaukissen, Fetthenne, Lavendel, Flammenblumen, Prachtscharte, Steinkraut und Thymian. Die Samenmischung kann man selbst zusammenstellen oder als Saatgutmischung kaufen.

Vor 3 Jahren startete der Renaturierungsverein die Anlage einer Wildblumenwiese mit einer Regiosaatgutmischung, die speziell für unsere Region entwickelt wurde. Zusätzlich konnten interessierte Bürger kostenlos das Saatgut testen. Die ersten Erfahrungen waren durchweg eher negativ, da ein Großteil des Saatguts nicht keimte. Dieses Jahr starteten wir einen zweiten Versuch mit einem anderen Saatgut (Bienenwiese), mit sehr guten Erfolgen (Foto 4). Viele Insekten wie zum Beispiel Hummeln, Bienen, Solitärbienen etc. tummelten sich jeden Tag auf der Wiese. Im kommenden Jahr werden wir die Flächen für die Wildblumenwiese noch ausweiten und das verwendete Saatgut zusätzlich mit einem speziell für Schmetterlinge entwickelten Saatgut mischen.

In diesem Zusammenhang würden wir ab März kommenden Jahres auch erneut kostenlos Saatgut an interessierte Bürger ausgeben. Wer Interesse hat kann sich gerne auch schon jetzt telefonisch bei mir melden (Volker Heeschen, Poststr. 8a, Tel.: 04321 81404) oder einfach einen Zettel mit Kontaktdaten und ungefährem Bedarf in den Briefkasten werfen. Zusätzlich befinden sich noch 20 Bausätze für Nistkästen in unserem Bestand (Kohlmeise, Blaumeise, Star). Diese würden wir gegen eine kleine Spende an Interessierte abgeben. Die Bausätze können bei Werner Rahlf (Tel.: 04321 83536) abgeholt werden können.



Zum Schluss ich auch in diesem Jahr die Gelegenheit nutzen mich bei allen Helfern zu bedanken, die den Verein unterstützen. Mein ganz besonderer Dank gilt der „Rentnergang“, die auch in Zeiten der Corona Pandemie wieder „den Laden am Laufen gehalten hat“ und die vielen regelmäßigen Arbeiten wie Rasenmähen um das Ehrenmal, Pflege der Nistkästen, Pflege des Biotops hinter dem Museum und vieles mehr übernommen haben.

Volker Heeschen

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