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Ausgabe: Dezember 2017

Renaturierungsverein Padenstedt

Wie in jedem Jahr interessierten auch über das gesamte Jahr 2017 wieder viele Besucher für unser Naturkundemuseum. Der Weg ins Museum führte in der Regel über Mund-zu-Mund-Propaganda von ehemaligen Besuchern, Feiern von Vereinsmitgliedern vor Ort, sowie über das Cafe Rauchhaus und die Bürgerstuben Padenstedt, wo Helga und Jens Struve und Matthias Johnsen interessierte Gästegruppen auf die Möglichkeit hinwiesen, mit einem Museumsbesuch ihre Feier zu bereichern und ihren Gästen eine Attraktion bieten zu können. Ein Arrangement von dem beide Seiten profitieren. Von den zahlreichen Besuchern -egal ob jung oder alt- haben wir durchweg sehr positive Rückmeldungen zu den Museumsführungen bekommen, die Spaß und Informationen bringen.

Um auch weiterhin die zahlreichen Präparate in einwandfreiem Zustand zeigen zu können, ist eine regelmäßige Pflege der Räume notwendig. Dies beginnt mit dem Reinigen der Fußböden und endet mit dem Abstauben. Im kommenden Jahr werden wir zum ersten Mal seit Bestehen des Museums einen Kammerjäger beauftragen, um Milben etc. abzutöten, die ansonsten die Präparate zerstören würden.

Um auch weiterhin die zahlreichen Präparate in einwandfreiem Zustand zeigen zu können, ist eine regelmäßige Pflege der Räume notwendig. Dies beginnt mit dem Reinigen der Fußböden und endet mit dem Abstauben. Im kommenden Jahr werden wir zum ersten Mal seit Bestehen des Museums einen Kammerjäger beauftragen, um Milben etc. abzutöten, die ansonsten die Präparate zerstören würden.

Eine weitere Herausforderung zur Erhaltung des Museums besteht in der Sanierung des Frontgiebels. Dies wurde schon vor ein paar Jahren in Eigenarbeit versucht. Leider blieb der Fensterbereich weiterhin undicht, so dass immer noch Feuchtigkeit ins Gebäude eindringt. Eine erneute Analyse hat gezeigt, dass auch tieferliegende Balken durch Fäulnis angegriffen sind und ersetzt werden müssen. Somit ist eine Komplettsanierung des Giebels erforderlich. Hier versuchen wir mit der Gemeinde Padenstedt eine Lösung zu finden.

Neben den Museumsführungen haben wir mit Vereinsmitgliedern und Interessierten am 21. Mai einen Frühschoppen in der Natur veranstaltet. Bei gutem Wetter brachten alle gute Laune mit und wurden mit Grillfleisch, Würstchen und Getränken versorgt. Hier nutzten wir die Gelegenheit, die Entwicklung der aufgeforsteten Flächen, der Obstbaumwiese sowie der Biotope am Heisch zu zeigen. Wie auch in den letzten Jahren war der Renaturierungsverein mit einem Stand auf dem Basar am Volkstrauertag präsent. Als Jahresabschluss für Vereinsmitglieder und deren Bekannte fand am 24. November zum zweiten Mal nach 2015 der „Weihnachts-Jazz“ statt. Hier konnten zur Einstimmung auf die Adventszeit die Live-Musik der Michael Weiss Jazzband, Glühwein, Schmalzbrote und weitere Leckereien genossen werden.

Die auf dem Heisch angelegte Obstwiese entwickelt sich sehr unterschiedlich. Aufgrund der ungleichen Bodenverhältnisse sterben in einigen Bereichen die Obstbäume ab. In diesem Bereich wird in 2018 eine Kräuterwiese entstehen, um Lebensraum für die blütenbestäubenden Insekten zu schaffen. An geeigneten Stellen sollen noch einige Linden gepflanzt werden. Für einige der im Bereich des Heisch in Zusammenarbeit mit der „Aktion Froschland“ angelegten Froschteiche steht im nächsten eine Erweiterung an. Sie sollen tiefer ausgebaggert werden, da sie im Prinzip das ganze Jahr über trockenfallen. Hier haben wir schon Kontakt mit der zuständigen Biologin aufgenommen.

Im Zuge der regelmäßigen Pflege wurde das gesamte Gebiet um den Heischgraben herum gemulcht. Der Graben selbst wurde im oberen Bereich an der Kreisstraße ausgebaggert. Der untere, relativ unzugängliche Teil in Richtung Stör muss in 2018 in Handarbeit freigelegt werden. Zusätzlich soll ein Großteil der Erlen direkt am Graben abgesägt werden, da diese den gesamten Bereich schon zu sehr beschatten und auch in den Graben selbst wachsen.

Erstmals im Rahmen des Basars am Volkstrauertag wurde das neueste Projekt des Renaturierungsvereins Padenstedt vorgestellt. Nach dem Bau und Aufstellen vieler Insektenhotels und Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse wurden auf Anregung von Vereinsmitglied Uwe Kröger in der „Vereinswerkstatt“ von Heinrich Sievers mehrere „Hummelpensionen“ nach einer Anleitung aus dem Internet hergestellt. Diese bieten dem Hummelstaat durch die stabile Bauweise Schutz und enthalten schon geeignetes Material, mit dem die Hummeln ihr neues Zuhause zu einem Nest umbauen können.

Heinrich Sievers und Uwe Kröger bei der Endmontage einer Hummelpension)

Zusätzlich besitzen diese „Pensionen“ eine spezielle Hummelklappe, die das Eindringen von ungebetenen Gästen wie Ameisen, Ohrwürmern, Mäusen, Wachsmotten usw. verhindert. Die Hummeln des Staates lernen, diese Klappe, die nach dem Durchschlüpfen sofort wieder zufällt, zu öffnen, und sind so vor ihren Feinden geschützt. Weiterhin kann sich ein Hummelvolk in Ruhe entwickeln, da es keine „feindliche“ Übernahme von anderen Hummelköniginnen gibt, die es nicht gelernt haben, die Klappe zu öffnen.

Ansicht einer Hummelklappe)

Warum lohnt es sich, gerade auch Hummeln zu schützen? Es gibt 28 Arten staatenbildender Hummeln in Deutschland. Viele dieser Arten sind in ihrem Bestand gefährdet oder kommen in weiten Gebieten gar nicht mehr vor. In einem Hummelstaat leben 50 – 600 Individuen. Im Frühjahr suchen die im Vorjahr begatteten Königinnen in der Nähe ihrer Lieblingspflanzen einen Nistplatz. Sie suchen nach geschützten Stellen mit geeignetem Baumaterial um ein Plätzchen für ihren Nachwuchs zu finden. Solchen, nach einem Nest suchenden Königinnen, wollen wir ab dem Frühjahr einen geeigneten Hummelnistkasten anbieten.

Hummeln sind im Vergleich zu anderen Bestäuberinsekten wie zum Beispiel Honigbienen sehr effiziente Bestäuber. Sie haben ein hohes Arbeitstempo und besuchen so doppelt so viele Blüten pro Zeit wie Bienen und können aufgrund ihrer Körpergröße mehr Gewicht tragen, wodurch die Ausflugzeiten länger sind. Außerdem kommen sie aufgrund ihrer größeren Körpergröße im Vergleich zu kleineren Insekten intensiver mit Staubgefäßen und Stempeln der zu bestäubenden Pflanzen in Berührung.

Hummeln sind darüber hinaus anspruchslos in Bezug auf ihre Arbeitsbedingungen. Sie fühlen sich in Gewächshäusern bzw. Gewächshaustunneln wohler als zum Beispiel Bienen. Sie sind noch bei relativ niedrigen Temperaturen (um 10 °C) und geringer Lichtintensität aktiv und lassen sich auch von starkem Wind und leichtem Regen nicht abschrecken. Leider sind die Umweltbedingungen nicht immer optimal, so dass ein geschützter Hummelnistkasten mit einer Wachsmottenschutzklappe den Hummelköniginnen eine große Hilfe sein kann. Wir werden berichten, ob dieser im wahrsten Sinne des Wortes Feldversuch erfolgreich umgesetzt werden kann.
Volker Heeschen

Ein kleiner Exkurs zum Thema Insektensterben

Die Windschutzscheibe bleibt länger sauber, weniger störende Wespen an der sommerlichen Kaffeetafel. Auf den ersten Blick mag man sich über diese Aussichten freuen. Für die biologische Vielfalt jedoch ist das jedoch eine schlechte Nachricht.
Aktuelle Studien belegen einen dramatischen Rückgang der Fluginsekten wie Bienen, Schmetterlingen und vielen anderen Arten. Fluginsekten bilden das Fundament eines gesunden Ökosystems. Doch dieses Fundament bröckelt. Nach Untersuchungen in Nordrhein Westfalen ist die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 mancherorts um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Dies betrifft sowohl die Anzahl der Arten, als auch die Menge an Individuen einer Art.
Die vielfältigen Ursachen sind noch nicht bis ins Letzte erforscht. Nichts desto trotz bedeuten diese Ergebnisse einen gehörigen Warnschuss vor den Bug, den man nicht ignorieren sollte. In einem öffentlichen Fachgespräch des Bundestags-Umweltausschusses wurden als mögliche Ursachen, die Zerteilung und Zerstörung von Lebensräumen, aber auch der Einsatz von hochwirksamen Insektiziden, den sogenannten Neonicotinoiden diskutiert.

Es gibt weniger Insekten – wen kümmert’s?

Die Folgen des Insektensterbens gehen weit über eine fehlende Bestäubung hinaus. Viele heimische Vögel müssen hungern und werden Probleme bekommen, den Nachwuchs aufzuziehen. Der Rückgang blütenbestäubender Insekten beeinflusst aber nicht nur die Vielfalt von Wild- sondern auch von Nutzpflanzen und damit letztlich auch die Nahrungsmittelproduktion. Der Wert der Bestäubung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen durch Insekten wird weltweit jährlich auf dreistellige Milliardenbeträge beziffert (Ecological Economics: Gallai et al., 2009). Ohne tierische Bestäuber werden die Erntemengen und die Qualität der Feldfrüchte drastisch abnehmen.
In China, nicht gerade berühmt für seinen umfassenden Umweltschutz, bekommt der Spruch „Fleißig wie die Bienen“ eine ganz eigene Bedeutung. Der Bestand an Bestäuberinsekten ist in der Provinz Sichuan, Chinas wichtigster Obstanbauregion, bereits so stark dezimiert, dass hier nicht mehr Insekten, sondern chinesische Arbeiter mit Pollen im Gepäck ausschwärmen, um die Apfel- und Birnenblüten per Hand zu bestäuben. Viele von ihnen haben noch nie eine lebende Biene gesehen. Zum Vergleich: Die Provinz Sichuan ist etwas größer als die Bundesrepublik Deutschland mit etwa der gleichen Einwohnerzahl.

„Und nicht zu vergessen: Viele Pflanzenarten sind von spezialisierten Bestäuberinsekten abhängig, die sich im Laufe der Evolution parallel mit ihnen entwickelt haben. Und die genetische Vielfalt der Pflanzen sichert die Landwirtschaft und damit unsere Nahrungsgrundlage gegen kommende klimatische Veränderungen und andere Herausforderungen, wie Schädlinge, ab. Dieser Reichtum der Natur ist die Grundlage unseres Wohlergehens. Das Verschwinden der Insekten ist eine nachdrückliche Warnung. Wir dürfen sie nicht in den Wind schlagen.“ (Gunther Willinger, die Zeit, 20. Oktober 2017).
Volker Heeschen

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